Bottwartalbahn Bottwartalbahn

Auf dem Gleis laufen verboten?! - Auf dem Gleis laufen erwünscht!

 
Von der Bahnstrecke zum Bahndamm - und zurück? Der Auensteiner Bogen böte sich dafür an. Foto links: Hans-Joachim Spieth, 1967. Hinweis: Die Bilder haben symbolischen Charakter. Der Bahnlehrpfad würde nicht auf der Fläche im Bildvordergrund entstehen, sondern mit Beginn den hinten sichtbaren Bogens.

Wer von den Menschen, die heute den Wanderweg zwischen Marbach und Heilbronn nutzen, weiß, dass es sich um einen Bahndamm handelt? - und was für eine Art von Bahn hier fuhr?
Wer von den Anwohnern, die dunkel erfahren haben, dass hier eine Bahn fuhr, wissen, wie sie aussah?
Wie sollen die Kinder, die heute mit dem Fahrrad den Wanderweg erkunden, für das spannende Thema Eisenbahn und Bottwarbahn angesprochen werden?
Wie könnte eine neue kleine Attraktion für den Tagestourismus entstehen, die neue Zielgruppen anspricht, die Verweildauer in der Weinregion Neckar-Unterland erhöht, aber im Wesentlichen vorhandene Substanz nutzt?

Bei der Öchsle-Museums-Schmalspurbahn, der überlebenden "kleinen Schwester" der Bottwarbahn, wird schrittweise das Gleis erneuert (www.oechsle-bahn.de) Das bisherige Gleis aus Königs Zeiten, weit über hundert Jahre alt, geht in den Schrott. Es ist Gleismaterial von genau der gleichen Art, wie es bei der Bottwarbahn vorhanden war. Neues, modernes, massives Material kommt als Ersatz. Eine der wesentlichsten und anschaulichsten Eigenschaften der Schmalspurbahn, die Material und Kosten sparende Verwendung zierlichen Gleismaterials, Grundlage für rentable Investitionen in die Lokalbahnen, geht verloren. Wo könnte die Anwendung und das typische Erscheinungsbild weiterhin demonstriert werden - ohne Konflikte mit den aktuellen Anforderungen an einen Bahnbetrieb?
Der Auensteiner Bogen, einst für einige Zeit ein Teilstück des Wanderweges Talheim - Beilstein, liegt seit vielen Jahren fast völlig brach. Kein Radfahrer nutzt ihn. Es bietet sich somit an, dort ein kurzes Stück Bahnstrecke der Bottwarbahn als eindrückliches Neu-Relikt wieder aufzubauen - als Bahnlehrpfad.

Solche Lehrpfade gibt es in Europa schon da und dort. Sie verlaufen neben den Bahnstrecken, mit mehr oder weniger Abstand. Einen intakten Gleiskörper direkt betreten, sozusagen (zu Fuß) er-fahren, das Fluidum von Stahl und Wärme, Verlauf und Glanz der Schienen wahrzunehmen, das ist nirgends erlaubt. Beim Bahnlehrpfad Beilsten - Auenstein wäre es nicht nur möglich, es wäre sogar erwünscht. So etwas existiert bisher nirgends - es wäre eine Neuigkeit. Und es handelte sich um den ersten Bahnlehrpfad, der einer Schmalspurbahn gewidmet ist (wenn die Sachsen nicht schneller sind ...). Im Endausbau wäre dieser Abschnitt gut 400 Meter lang.

Informationstafeln würden didaktisch ansprechend die einzelnen Stichworte erläutern, welche den Bahnbau als solchen und die Bottwarbahn im Besonderen auszeichneten und auszeichnen. Das Internt würde ergänzende Informationen liefern. Selbst hörbare Relikte - in Form der Stereoaufnahme einer Dampfloks der Bottwarbahn, die an dieser Stelle entstand - wären über moderne Medien abrufbar. 

Den Maßstab für den Bahnlehrpfad würde das Original bilden: die legendäre Bottwartalbahn. Nur die wenigen Bestandteile, die es einst auf diesem Streckenabschnitt gab, würden wieder erstehen: Gleiskörper, Kilometersteine, Pfeiftafeln, ein kleiner Bahnübergang am Feldweg mit den historischen Straßenverkehrszeichen - außer Sichtweite des öffentlichen Straßenverkehrs -, die optisch sanierte Kleinstbrücke, die Andeutung der technischen Sicherung des Überwegs über die Landstraße (ohne Berührung der Straße selbst) mit Einschaltstrecke und Blinksignal, längerfristig vielleicht die Nachbildung der bahneigenen, typischen Telefonleitung ("Telegrafenleitung") mit Holzmasten und Porzellanisolatoren. Entsprechendes historisches Kleinmaterial ist zum Teil bereits gesichert. Attribute, die dort zur Betriebszeit nicht in Verwendung waren, würden keine Verwendung finden - also keine "Spielerei" mit sachfremden Bestandteilen, auch wenn sie optisch oder für Eisenbahnfans reizvoll sein mögen. Weniger ist mehr.

Der Bahnlehrpfad wäre Teil eines Konzeptes, die Relikte der Bottwarbahn insgesamt zwischen Marbach und Heilbronn wieder verstärkt ins Gedächtnis zu rufen und plakativer zu machen, als verstärkt wahrnehmbare Sachgesamtheit. Die Aufstellung von Infotafeln hat begonnen, mit Anfang in Marbach. Sie wird schrittweise fortgesetzt. Zum Teil werden zusätzlich Kleindenkmale entstehen, die aus Bahnmaterial bestehen, wie es bei der Bottwarbahn verwendet wurde. Die anteilige Finanzierung der Infotafeln wird von Kommunen, Privatleuten und Gewerbetreibenden gerne übernommen.


Der Schwäbische Albverein SAV (www.albverein.net) erreichte 1975, dass die Bahntrasse im wesentlichen durchgehend als "Verkehrsweg" erhalten blieb. Nur durch diese Tat gibt es heute eine Grundlage für den Bahnlehrpfad im Auensteiner Bogen. Unser Respekt gilt den damaligen Initiatoren Heiner Weidner (Albverein, Ortsgruppe Beilstein) und dem seinerzeitigen SAV-Präsident Georg Fahrbach


Der Auensteiner Bogen - genau dort, wo das SAV-Wanderzeichen mit dem roten Kreuz zu sehen ist - iegt überwiegend auf Markung Auenstein (Ilsfeld), zum kleineren Teil auf Markung Beilstein. Nach wie vor handelt es sich dabei um den offiziellen Wanderweg des SAV bis zur Landstraße L 1100 und von dort weiter über Feldwege bis zur Straßenquerung vor Beilstein auf Höhe der Albert-Einstein-Straße. Somit ist der Auensteiner Bogen fußläufig verkehrlich einwandfrei angeschlossen, seit über zwei Jahrzehnten in dieser bewährten Form. Der Bahnlehrpfad würde lediglich eine Ergänzung des vorhandenen Wanderwegs bilden. Radfahrer benutzen den Weg nicht, somit gibt es keine Interessenkonflikte.

Nicht ausgeschlossen wäre es, die Gleisanlage so einzurichten, dass sie ausnahmsweise - in vielen Jahren einmal an einem verlängerten Wochenende - mit einem echten Zug des Bahnsystems württembergische staatliche Schmalspur befahren werden kann, im öffentlichen Betrieb. Der Zug würde von der Öchsle-Schmalspurbahn ausgeliehen. Somit kämen Fahrzeuge zum Einsatz, genau von gleicher Art, wie sie im Bottwartal fuhren. Diese Ausführung der Gleisanlage würde im Voraus technisch und rechtlich mit den Behörden abgestimmt. Die Fahrten würden unter Aufsicht einschlägiger Bahnfachleute erfolgen. Wegen des organisatorischen und finanziellen Aufwandes könnten solche Veranstaltungen nur sehr selten stattfinden (z.B. zu "halbrunden" Jubiläen der Bottwarbahn oder zu gemeindlichen Sonderveranstaltungen wie Stadtjubiläen). Aber dies würde eine (seltene) Attraktion bieten, die nicht nur im ganzen Land, sondern bundesweit Zielgruppen anspräche - gerade wegen der Seltenheit. Beilstein und Ilsfeld würden noch populärer. Der Streckenabschnitt im Auensteiner Bogen böte sich auch deshalb dafür an, weil es dort keine aufwändigen Ingenierbauten gibt, die hergerichtet, zugelassen und unterhalten werden müssten - mit Ausnahme einer Kleinstbrücke (0,8 Meter Spannweite!), die jedoch statisch-funktional nicht mehr benötigt wird. Und diese Stelle ist landschaftlich malerisch.

Durch die Anlage von Schotterbett und Bahngleis mit Stahlschwellen entstünde ein Trockenbiotop. Dies wäre besonders spannend angesichts der Wärme liebenden Kleinfauna im Bottwar- und Schozachtal, die einst von Weinbergmauern profitierte. Trockenbiotope sind selten und daher ökologisch hoch wertvoll gegenüber "normalem", Schatten spendenden Bewuchs von Böschungen, Dämmen oder Geländeeinschnitten. Der Nutzen solcher Flächen - vorausgesetzt sie wachsen nicht wieder zu - ist fachlich nachgewiesen (vergleiche Beitrag in der Schwäbischen Heimat 1993/1 -> Pdf-Datei, 8 MB). 

Mit der Anlage solch einer ideellen, heimatkundlichen, technikgeschichtlichen und touristischen Einrichtung können die Kommunen nicht belastet werden. Daher müsste ihr Aufbau durch Spenden und Sachleistungen von privater Seite erfolgen und durch ehrenamtliche Arbeit. Das Verlegen der Gleise wäre mit sichtbarem Fortschritt möglich, weil komplette Gleisjoche mit neun oder zwölf Meter Länge angeliefert würden. Der spätere Aufwand für den Unterhalt der Anlage wäre überschaubar.

Die Idee wurde den Anliegergemeinden vorgestellt. Sicherlich braucht es Zeit, Muße und Reife, um für solch ein zunächst ungewöhnliches Thema auf eine Haltung hinzuarbeiten. Wir freuen uns über die bisherigen positiven Signale von verschiedenen Seiten. Für den Kauf des Gleismaterials für die ersten hundert Meter haben wir eine Spendenzusage erhalten. Es gäbe gemeinsam mit den Kommunen manche Frage anzusprechen. Es gibt keinen Zeitdruck, abgesehen von der Möglichkeit, bei der Öchslebahn fallweise Gleismaterial kostengünstig direkt ab Baustelle zu übernehmen, abhängig davon, ob und wann dort das nächste Mal eine Gleissanierung stattfindet. Lassen wir dem Gedanken "Bahnlehrpfad Bottwarbahn Beilstein - Auenstein" Zeit, sich zu entwickeln.

Handzettel Bahnlehrpfad (Pdf-Datei)

Konzept für den Bahnlehrpfad (Pdf-Datei)

Grafische Darstellung zum Bahnlehrpfad (Pdf-Datei)
Hinweis zur grafischen Darstellung: Die Nutzung von Parkplätzen entlang der Pontault-Combault-Straße und eine Querung der Landstraße 1100 (Seite 5 der Datei) ist eine erweiterte Möglichkeit, aber keine Bedingung für den Bahnlehrpfad. Es ist im Normalfall nicht anzunehmen, dass ein solches "stilles Denkmal" eine derartige Besucherfrequenz auslösen würde. Wenn doch, spräche es für die Attraktion. Die Querung von Landstraßen durch fallweise Fußgänger ist im Rahmen von Wanderwegen oder Wanderparkplätzen üblich, ohne dass dafür verkehrliche bauliche Maßnahmen vorgenommen werden. 


Mit Volldampf zum Beilsteiner Sattel! Der Zug aus Heilbronn hat den Landstraße 1100 überquert und fährt nun in den Auensteiner Bogen ein. Foto: Michael Breitschwerdt, 1967.

Wir danken unserem Unterstützer in Sachen Bahnlehrpfad, dem Historischen Verein Bottwartal -> www.historischer-verein-bottwartal.de

 
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