Bottwartalbahn Bottwartalbahn

Aktuelle Meldung: Erlangen bekommt eine Stadt-Umland-Bahn. Die Bürger der fränkischen Stadt haben sich im März 2016 in einem Bürgerentscheid dazu entschlossen. Federführend war und ist die Stadt Erlangen, die sich von der Einführung der Regionalstadtbahn/Tram-Train zwischen Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach eine Entlastung vom Straßenverkehr entsprechen, eine Entlastung bei den Kosten des Busverkehrs, höhere Lebensqualität und eine weitere Aufwertung der kommunalen Attraktivität bzw. deren Wertsicherung. Quelle: Eisenbahn-Revue International, 5/2016. Siehe dazu auch unten auf dieser Rubrikseite die weiteren generellen Verweise auf dieses Projekt. - Das Vorhaben ähnelt der Möglichkeit, zwischen Heilbronn, Beilstein und Marbach den Tram-Train einzuführen.


Viele Kommunen nehmen die Einführung der Stadtbahn zum Anlass, ihre Gemeinde nicht nur neben dem Gleis aufzuhübschen und den Ort lebenswerter zu machen (in Frankreich gilt dies im Moment als eine Art zweite landesweite "Revolution" nach 1789, für die auch Köpfe rollten, allerdings nur symbolische vormalige "Betonköpfe" in diversen Gremien). Die Chance, dies mit einer Verkehrsberuhigung zu verbinden, hat nicht jeder, zumindest nicht immer gleichzeitig, vor allem, wenn es vielleicht schon eine Innerortsumgehung gibt. Dennoch zeigt etwa die Szene wie hier aus der Gemeinde Linkenheim (im Bild) ein Beispiel, wie gut - und wohnplatznah - sich im Einzelfall die Stadtbahn an den empfindlichsten Stellen innerorts unterbringen lässt, wo zuvor nie eine Bahn fuhr. Für die Bahn gilt dabei dei Straßenverkehrsordnung, sprich das gleiche Maximaltempo wie für die Pkw. Dies kann gut zum Anlass genommen werden, das Tempo des Pkw-Verkehr zu dämpfen. Wie man sieht, ist spätestens damit auch das Thema "Lärm" durch die Bahn keines, zumal die Rollgeräusche der Schienenbahn (außer in engen Radien) geringer sind als die des Autoverkehrs. An die "Lautlosigkeit" elektrischer Motoren - ob auf Schiene oder Straße - muss man sich bekanntlich so oder so erst einmal "gewöhnen"

Umstellung von Busverkehr auf Schienenverkehr
Dies sind regionale Erfolgsgeschichten, jederzeit nachprüfbar durch Kontakt zu den Anliegerkommunen. Besonders aufschlussreich ist die Wandlung des vormaligen Omnibusbetreibers Regionalbus Alb-Bodensee (RAB) zum kombinierten Bahn-Bus-Betreiber mit hohem Anteil der Schiene. Dies ist sinnvoll und naheliegend: Die Linienkonzessionen bleiben in einer Hand. Niemand verliert eine Linienkonzession. Die regionalen Busbetreiber können ihre Kenntnis, Erfahrung und Engagement in das neue Betriebskonzept einbringen.

1988 Karlsruhe - Linkenheim-Hochstetten (Regionalstadtbahnsystem Karlsruhe, Linie S 11). Von Siedlungsstruktur und Trassierung her Parallelen zum Bottwartal - ein Beispiel, dass und wie es (gut) funktioniert

1996 (Karlsruhe -) Bruchsal - Menzingen/Odenheim (Regionalstadtbahnsystem Karlsruhe, Linie S 32). Umstellung von Diesel- auf elektrischen Betrieb, vom Nachfrage- zum Taktfahrplan. Schon alleine die Umstellung auf Elektrobetrieb hat zusätzliche Kunden gebracht
Aufsschlussreich die Einwohnerzahlen: Menzingen und Kraichtal zusammen - an der eigentlichen Kraichtalbahn - 16 000 Einwohner. Mit Ubstadt (doppelter Bahnanschluss an die Kraichtal- und die Katzbachbahn) 28 000 Einwohner. Zum Vergleich: Bottwartal von Murr bis Beilstein: 40 000 Einwohner

1996 Böblingen - Dettenhausen (Schönbuchbahn). 17 km. Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach 30 Jahren. Verkürzung der Reisezeit gegenüber dem Bus. Erreichen von Fahrplanstabilität. Wirtschaftlicherer Fahrzeugumlauf. - Für die Reaktivierung wurde ein Potenzial von 2500 Fahrgästen prognostiziert. Ab den ersten Tagen nutzten 3000 Kunden die Bahn, bald waren 4000 erreicht. Heute sind es über 8000. Die Bahn wird nun weiter ausgebaut (Elektrifizierung, weitere Ausweichstellen), um die absehbaren 10 000 Fahrgäste zu bewältigen. Mit Bussen wäre die tägliche Beförderung einer solchen Zahl von Fahrgästen für die Gemeinden unbezahlbar, weil wesentlich zu aufwändig und teuer. Zum Vergleich: Die Anliegergemeinden umfassen rund 27 000 Einwohner, dazu kommt ein Stadtteil von Böblingen. Somit entfallen pro Bahnkilometer Schönbuchbahn weniger Einwohner auf die Anliegergemeinden als im Bottwartal (Marbach - Beilstein 14,4 km). Die Einwohnerzahl der Gemeinden an der Schönbuchbahn hat seit Einführung der Bahn moderat zugenommen -  somit sind tatsächlich wesentlich mehr der vorhandenen Einwohner vom Pkw auf die Bahn umgestiegen, ohne dass ein befürchteter Wachstumsdruck auf die Gemeinden zugekommen wäre. Eine solche Entwicklung - attraktive Verkehrsanbindung ohne negative Folgen für den Charakter der Orte und den ansprechenden Eindruck des Naturraumes - erscheint auch für das Bottwartal wünschenswert

1999 Metzingen - Bad Urach (Ermstalbahn). Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach über 20 Jahren. Besonderheit: jeder 2. Zug nach Reutlingen durchlaufend. Verkürzung der Reisezeit gegenüber dem Bus. Einbeziehung in geplantes Regionalstadtbahnsystem Neckar/Alb (Tübingen - Reutlingen) vorgesehen

1999 Tübingen - Herrenberg (Ammertalbahn). Wiederaufnahme des vollen Personenverkehrs nach über 30 Jahren. Verkürzung der Reisezeit gegenüber dem Bus. Einbeziehung in geplantes Regionalstadtbahnsystem Neckar/Alb (Tübingen - Reutlingen) vorgesehen

2004 Engstingen - Münsingen - Schelklingen [- Ulm]. (Schwäbische Alb-Bahn). Verlagerung unwirtschaftlicher Schüler- und Berufsverkehre im ländlichen Raum auf die effektivere Schiene. Weit weniger Besiedelung und Verkehrsdichte als im Bottwartal
Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach rund 50 Jahren. Gezielte Förderung des Tourismus durch Ausflugszüge. Langfristig Aufnahme in Regionalstadtbahnsystem Neckar/Alb geplant
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"Zugfahren ist cool und viel geschickter" - 
Schüler in der Schwäbischen Alb-Bahn nach der Umstellung von Bus auf Schiene.

Quelle: Joachim Lenk, Mit der Lokomotive zum Schießplatz. Münsingen 2015, S. 118
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2010 (Aulendorf -) Roßberg - Bad Wurzach. Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach rund 50 Jahren. Gezielte Förderung des Tourismus durch Ausflugszüge

2011 (Aulendorf -) Altshausen - Pfullendorf. Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach rund 50 Jahren. Gezielte Förderung des Tourismus durch Ausflugszüge

2011 Darmstadt-Eberstadt - Pfungstadt. Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach 55 Jahren. Effizientere Bedienung des ÖPNV auf Kernabschnitt durch den Zug statt durch Busse; Entlastung des Busverkehrs und Stärkung der Buszubringer

2011 Passau - Freyung (Ilztalbahn): Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach rund 30 Jahren. Gezielte Förderung des Tourismus durch Ausflugszüge. Wiederaufnahme des regulären Personenverkehrs angestrebt. 50 km lange Bahnverbindung durch "klassischen" ländlichen Raum mit schwacher Besiedelung. Gründe für die Umstellung von Bus auf Schiene: Wesentlich kürzere Reisezeit. Mehr Attraktivität, wesentlich mehr Raumvolumen der Fahrzeuge, mehr Flexiblität für die Fahrgäste. Eigenständiger Verkehrsweg unabhängig von der Straße. Keine Behinderung durch Stau. Keine Parkplatzsuche durch die Anreisenden. Entlastung der Gemeinden und Anlieger unterwegs

2012 Hoya - Eystrup (Niedersachsen). Vorläufige Rückverlagerung des Schülerverkehrs von Bus auf Schiene. Kostengünstiger, effektiver und pünktlicher per Bahn.

2010/2012: Renningen - Böblingen. In diesem Fall Reaktivierung als S-Bahn-Linie (wäre für Bottwartal ungeeignet).

2014 (Ulm -) Senden - Weißenhorn. Verlagerung des nicht mehr nachfragegerechten Busverkehrs (zu lange Überland-Fahrzeiten, zu wenig Pünktlichkeit, zu hoher Fahrzeug-/Fahrer-Aufwand) auf die effektivere Schiene. Verkürzung der Reisezeit gegenüber dem Bus. Geplante Einbeziehung in Stadt-Umland-Bahn Ulm

2015 - Das Land Niedersachsen hat drei Bahnstrecken im klassischen ländlichen Raum ausgewählt zur Wiedereinführung des Personenverkehrs nach rund 40 Jahren. Gründe: Höhere verkehrliche Wirtschaftlichkeit des Bahnverkehrs im Vergleich zur Straßenbedienung. Höhere Attraktivität der angebundenen Kommunen. Entgegenwirken der Landflucht. Werterhalt der Immobilien. Die Einbeziehung eines Teils der Projekte in Stadt-Umlandbahn-Systeme (Regionalstadtbahn) ist vorgesehen

2015 Neckarbischofsheim - Hüffenhardt (Kraichgau). Probeweise Rückverlagerung des Schülerverkehrs vom Bus auf die Schiene im November 2015 für zwei Wochen.
Überwiegend positives Echo der Schüler trotz etwas längerer Fußwege. Siehe Starkes Signal für Krebsbachtalbahn, Heilbronner Stimme vom 9. und 15. November 2015

2018 Calw - Weil der Stadt [- Renningen] (Teil der Württembergischen Schwarzwaldbahn nach Stuttgart). Wiederaufnahme des Personenverkehrs nach rund 30 Jahren. Zubringerlinie zum S-Bahn-Knoten Renningen. Maßnahme beschlossen, finanziert und terminiert. Ersatz der bisherigen Schnellbuslinie bzw. der drei parallelen Buslinien durch kombiniertes Bahn-Bus-Konzept (Bahn als Achse, Bus als Zubringer).

Weitere Übersicht zur Wiederinbetriebnahme von Bahnstrecken im ÖPNV (Umstellungen von Bus auf Schiene) auf der Seite des Fahrgastverbandes Pro Bahn


Oben | Vergleichende Übersicht über reaktivierte Bahnstrecken in Baden-Württemberg und Umgebung. Quelle: Verkehrsgemeinschaft Großraum Nürnberg( VGN) im Hinblick auf die geplante Reaktivierung der Bahnanbindung von Dinkelsbühl.
Hinweis: Die hier zu Punkt 2 (Schönbuchbahn) genannte Zahl von 3700 Fahrgästen als Prognose trifft nicht zu. Zunächst riet das Verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart (VW) von einer Reaktivierung ab. Dann wurde eine Prognose von etwa 2000 Fahrgästen pro Tag erstellt. Bereits ab dem ersten Betriebstag wurden jedoch 2500 Fahrgäste gezählt. Die in der Tabelle genannten 3700 Kunden hatten sich etwa nach zwei Jahren eingefunden


Aktuell kommunal betriebenes Vorhaben (Stufenplan) in Baden-Württemberg: die geplante Regionalstadtbahn Neckar-Alb. Damit würde auch Zentralwürttemberg weit um das Doppelzentrum Reutlingen/Tübingen ein zeitgemäßes Nahverkehrssystem erhalten: 
http://www.proregiostadtbahn.de/

Eine geplante Ausbaustufe der Regionalstadtbahn Neckar-Alb  bildet die Reaktivierung der Talgangbahn. Dafür wirbt - auch mit aktiven Einsätzen - die örtliche Bürgerinitiative:
http://www.regiostadtbahnalbstadt.de

Aktuelles politisches Vorhaben einer Regionalstadtbahn (Stadt-Umland-Bahn) im Verdichtungsraum Erlangen/Nürnberg:
http://www.vep-erlangen.de/inhalte-des-plans/stadt-umland-bahn-stub/  sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Stadt-Umland-Bahn_Erlangen
Siehe hierzu besonders die Darstellungen zu den Stichworten Einsatzbereiche und gesamtwirtschaftliche Wirkungen:
http://www.erlangen.de/Portaldata/1/Resources/030_leben_in_er/dokumente/ref-vi/Ref6_P_Mittelstandsunion_Stub-Erlangen.pdf -> dort S. 28 und S. 30
Weitere betrachtenswerte Argumentationen liefert dazu die Seite der Bürgerinitiative http://www.stub-jetzt.de/

Aktuelles Beispiel zur schrittweisen Verwirklichung einer Regionalstadtbahn - in diesem Fall in Oberösterreich (Gmunden),, einer Stadt mit dem zusätzlichen, interessanten und kommunal werbewirksamen Verkehrspotenzial des Tourismus (wie im Bottwartal):
http://www.stadtregiotram-gmunden.at/

Auch im Salzburger Land gibt es Bestrebungen, den Schienenpersonen-Nahverkehr (SPNV) weiter auszubauen, in Gestalt eines Netzes, das Österreich und Deutschland weiter verbindet:
http://www.rsb-salzburg.at/
Darin enthalten ist auch eine angestrebte Reaktivierung der einstigen Salzkammergutlokalbahn (SGKLB) oder Ischlerbahn, siehe auch:
http://www.bottwartalbahn.de//pdfs/Neue_Ischler_Knupfer.pdf  (7 MB)

Eines der erfolgreichsten Modelle zur Aufwertung einer regionalen Bahn ist die Pinzgaubahn, ebenfalls im Salzburger Land:
http://www.pinzgauer-lokalbahn.info
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"Ein entwickeltes Land zeichnet sich nicht dadurch aus, dass die Armen Auto fahren, sondern dass die Reichen den öffentlichen Verkehr benutzen." - Pirmin Spiegel, Vorstand des kirchlichen Hilfswerkes Misereor  |  Zitat entnommen aus der Zeitung Der Fahrgast, Ausgabe 1/2016, Mitgliederzeitschrift des Fahrgastverbandes Pro Bahn

 
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